Keine Rückkehr zum Vorkrisenniveau vor Mitte 2021
Beide Branchen sind Schlüsselbranchen für die deutsche Wirtschaft und tragen über verschiedene Segmente maßgeblich zur Produktion und zur Exportleistung bei. Sie haben jedoch 2019 ihren zyklischen Höhepunkt erreicht und sind bereits vor der Krise in eine Phase der konjunkturellen Abschwächung eingetreten, die mit einem Rückgang der Margen einhergeht, wenngleich die schrumpfenden Margen im Maschinenbausektor von einem hohen Niveau ausgehen. Die Produktion im Jahr 2019 verzeichnete einen Rückgang von -3,8 % ggü. dem Vorjahr in der Metallerzeugung und -2,5 % gegenüber dem Vorjahr in der Herstellung von Maschinen und Anlagen. Die Krise hat diesen Trend beschleunigt und dazu geführt, dass die Aktivität und die Erwartungen in den Sektoren auf ein mit 2008/09 vergleichbares Niveau gesunken sind, mit einem deutlichen Rückgang der Produktion in Q2 (-23% y/y bzw. -22% y/y) und einem gleichzeitigen massiven Rückgang auf der Exportseite (-22,9% auf 35,2 Mrd. EUR Maschinenexport). Die Erholung im 3. Quartal war begrenzt und hat sich erst im 4. Quartal verstärkt, insbesondere bei Metallen, wo der Produktionsrückgang seit Jahresbeginn im November bei -3% und bei Maschinen bei -7% lag.
Die kurzfristigen Aussichten (3-Monats-Horizont) gestalten sich eher trübe. Denn trotz begonnener Impfkampagnen ist die gesundheitliche Situation noch weit davon entfernt, eine wirtschaftliche Normalisierung zu ermöglichen. Darüber hinaus dürfte die Unterstützung durch das verarbeitende Gewerbe in Asien, insbesondere in China, nachlassen, da die staatliche Unterstützung abnehmen wird und auch jüngste Covid-19-Ausbrüche die laufende Erholung beeinträchtigen könnten. Als Folge davon könnten Unsicherheiten und ein schwächerer Investitionsausblick bestehen bleiben.
Für das Gesamtjahr 2020 wird der Metallsektor einen begrenzten Rückgang verzeichnen (-2%), während der Maschinensektor einen stärkeren Rückgang für 2020 (-6%) und eine begrenzte Erholung im Jahr 2021 (+5% y/y bzw. +9%) verzeichnen wird.
Längerfristig sollten die deutschen Sektoren von einem wachsenden Trend zur Automatisierung und der zunehmenden Verbreitung von Robotern profitieren, die für die hiesige Industrie insbesondere im KMU-Segment wichtig sind, sowie von anderen aufstrebenden Teilsektoren wie E-Mobilität und Abfall- und Recyclingtechnik.
Was bedeutet das kurzfristig für die Unternehmen?
Es gibt zwei anhaltende Probleme: eine starke Abhängigkeit von China und die Anzahl der gefährdeten KMU und Midcaps. Außerdem gibt es ein vorübergehendes Risiko: hohe Rohstoffpreise.
Eine starke Abhängigkeit von China
China ist ein Epizentrum für den globalen Maschinen- und Anlagenbau. Global gesehen repräsentiert China 33% des weltweiten Maschinenumsatzes (d.h. 880 Mrd. EUR im Jahr 2019 vor 350 Mrd. EUR für die USA und 300 Mrd. EUR für Deutschland) und über 70% der Wertschöpfung in diesem Sektor. Das liegt daran, dass das Land eine Produktionsdrehscheibe für Komponenten ist. Das wiederum ist für Deutschland besonders wichtig, da die hiesige Industrie auf Komponenten für ihre eigene Fertigung angewiesen ist.
Gleichzeitig ist China einer der wichtigsten Exportmärkte für den deutschen Maschinenbau, und tatsächlich ist der Maschinenbau eine der am stärksten von China abhängigen Branchen innerhalb der Wirtschaft. Selbst bei einer Wiederaufnahme der Produktion besteht das Risiko einer zeitlichen Verzögerung in Form einer Unterbrechung der Lieferketten, was zu einer Unterbrechung der Produktionstätigkeit führt − wie in den ersten beiden Quartalen 2020 zu beobachten war.
Hohe Rohstoffpreise
Seit Mitte 2020 sind die Rohstoffpreise stark angestiegen. Der schwache US-Dollar, die starke Erholung in Asien und Spekulationen der Marktteilnehmer haben hierzu beigetragen. Wir glauben, dass sich die Preise kurzfristig konsolidieren werden, da die Nachfrageaussichten weltweit schwächer sind als erwartet, jedoch könnte das derzeitige Niveau Unternehmen schaden, insbesondere solchen mit begrenzten Gewinnmargen.
Anstieg der gefährdeten KMUs und Midcaps
Der Konjunktureinbruch führte nicht nur zu sinkenden Umsätzen (6 von 10 Unternehmen erwarten für das Jahr 2020 einen Umsatzrückgang von 10% bis 30%) und sinkenden Margen. Er zwang Unternehmen bereits auch zu Personalabbau und Stellenstreichungen, zur Anpassung ihrer Produktionskapazitäten und Lieferplanung sowie zur Feinabstimmung von Investitionsplänen.
Er führte auch zu Herausforderungen bei den Lagerbeständen, da ein Teil der Produktion auf kunden- spezifische Lösungen ausgerichtet ist, und zu Herausforderungen bei der Liquidität (und der Notwendigkeit einer genaueren Überwachung derselben), da viele Verträge normalerweise über einen Zeitraum von 1 bis 2 Jahren laufen und oft bis zu 25% Vorauszahlung verlangt wird.
Längerfristige Herausforderungen bleiben bestehen, vor allem die steigenden Kosten aufgrund der Klimapolitik und die steigenden Ausgaben für Forschung und Entwicklung aufgrund des Innovationsdrucks.
Die Aussichten hängen jedoch stark von der Branche ab, der die Unternehmen angehören, da die meisten von ihnen nicht stark diversifiziert sind und weiterhin von einem oder zwei Hauptkundensegmenten geprägt sind. Daher erwarten wir, dass Segmente wie Druckmaschinen, Dieselmotoren und Werkzeugmaschinen mit hoher Abhängigkeit von der Automobilindustrie unter Druck bleiben werden. Der Druck auf schwächere Segmente und die anfälligsten Unternehmen wird bis Ende 2021 hoch bleiben.
Nach unseren Schätzungen, die wir vor dem Ausbruch von Covid-19 angestellt haben, wiesen sowohl die Metallindustrie als auch der Maschinenbau einen unterdurchschnittlichen Anteil an gefährdeten KMU und Midcap-Unternehmen auf (8% im Vergleich zu 9% auf nationaler Ebene für alle Sektoren zusammen). Aufgrund der hohen Anzahl von Unternehmen, die sich in beiden Sektoren entwickeln (mehr als 6.600 für den Maschinen- und Anlagenbau), bedeutet dies jedoch auch, dass Metalle und Maschinen zusammen 21% der gefährdeten KMU und Midcaps in Deutschland ausmachten, noch vor dem Baugewerbe (15%) und dem Agrarsektor (11%). Die anhaltende Krise führt nur dazu, dass einige von ihnen früher in Verzug geraten und einige der anderen auf diese "Beobachtungsliste" kommen.
Quellen: Euler Hermes, Allianz Forschung
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