Abwärtsspirale beim Welthandel: Deutsche Wirtschaft als Vorbote

24. Juli 2019 - Die Sorge um die schwächelnde deutsche Wirtschaft ist aktuell groß hierzulande – und das nicht ohne Grund. Die Sternenkonstellation ist für sie aktuell nicht gerade günstig: Sie befindet sich gerade unter dem Einfluss eines insgesamt schwachen Welthandels und zahlreichen weiteren Abwärtsrisiken, die auf dem weiteren Exportausblick lasten. Der weiterhin schwelende Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie die endlose Brexit-Geschichte sind hier die wohl prominentesten „Risiko-Planeten. Sie könnten der deutschen Wirtschaft das Leben noch schwerer machen, als es aktuell schon ist.

Ein rosiger Ausblick sieht also anders aus. Paradox: Achilles-Ferse der deutschen Wirtschaft ist aktuell ausgerechnet ihre eigentliche Stärke – der Export. Die große Exportabhängigkeit der Deutschen ist also Fluch und Segen zugleich.

Deutsche Wirtschaft als Pulsmesser der gobalen Dynamik
Den Titel des Exportweltmeisters trugen die Deutschen zwar zuletzt 2008, da haben inzwischen China und die USA überholt. Aber keine andere große Exportnation hat mehr Handelspartner als Deutschland und ist mehr vom globalen Handel abhängig. Deutschland hat einen Außenhandelsanteil von 87%. Der Anteil der Exporte und Importe in Relation zum Bruttoninlandsprodukt (BIP) ist damit mehr als doppelt so hoch als die der anderen führenden Exportnationen. In China liegt er bei 38%, in den USA macht der Außenhandel nur 26% des BIP aus.
 
Das heißt, der Außenhandel ist für die deutsche Wirtschaft viel wichtiger als für andere. Die Exportsektorgröße, die Offenheit beim Handel und die starke Diversifizierung, sowohl geografisch als auch bei den Branchen, machen Deutschland zu einer Art Pulsmesser der globalen Handelsdynamik.

Neuaufträge und Exporterwartungen: hohe Korrelation
Insbesondere zwei deutsche Indikatoren weisen eine hohe Korrelation mit dem Wachstum des Welthandels auf: Neuaufträge im verarbeitenden Gewerbe und die ifo Exporterwartungen im verarbeitenden Gewerbe. Beide befinden sich auf einem Langzeit-Tief. Unsere Berechnungen unter Berücksichtigung der beiden Indikatoren zeigen, dass sich die Welthandelsrezession im zweiten Quartal höchstwahrscheinlich fortgesetzt hat. Das bedeutet: Es ziehen dunkle Wolken auf und so schnell zeigt sich vermutlich kein Lichtblick.

Deutschland-spezifische Entwicklungen – wie etwa die zum Teil hausgemachte Krise im Automobilsektor – könnten zwar die aktuelle Schwäche des Welthandels etwas überbewerten. Ohne eine baldige Erholung der Dynamik dürfte der Welthandel für das Gesamtjahr 2019 allerdings schrumpfen dürfte. Dies wäre übrigens die erste Kontraktion seit der großen Finanzkrise – und definitiv keine gute Nachricht für die deutsche Wirtschaft und deren Exporteure, die dann mit einer weiteren Abwärtsspirale kämpfen müssten.
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