• Die Macht des Welthandels schwindet, geringeres Wachstum verschärft Wettbewerb in „Trade Wars“
  • Kampf um Export-Galaxien entbrannt: Europäische Jedi-Ritter kehren zurück; Deutschland verzeichnet stärkstes Wachstum bei Exporten bis 2017, China fällt zurück und verliert Marktanteile
  • Auch beim Import hat Deutschland das schnellste Raumschiff und größten Nachfragezuwachs, USA und Japan folgen
  • Zusätzliche Gefahren lauern: Turbulenzen durch geopolitische Krisenherde und Protektionismus
 
 

Hamburg, 26. Oktober 2016 – Möge die Macht mit dir sein, Welthandel. Die Macht schwindet jedoch langsam und die dunkle Seite der Macht in Form des „Trade Vader“ bereitet dem Welthandel derzeit vielerorts große Probleme: „Wachstum, ich bin nicht mehr dein Vater.“ In seiner aktuellen Studie zum Welthandel mit dem Titel „Trade Wars – The force weakens“ untersucht der weltweit führende Kreditversicherer Euler Hermes die Bedrohungen und Gefahren sowie die galaktischen Sieger und ihre Strategien.


2016 legt der Welthandel lediglich 2,1% zu – im Wert schrumpft er sogar erneut um 2,9%. Das verschärft den Wettbewerb und alarmiert in „Trade Wars“ die Sturmtruppen im Kampf um die Import- und Export-Galaxien und den jeweiligen Thron.


Trade Wars: Die Macht des Welthandels schwindet – Kampf um Export-Galaxien entbrannt
„Die Macht des Welthandels schwindet und er schrumpft“, sagte Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Euler Hermes Gruppe. „Zwischen 2014 und 2016 hat die Welt 3.129 Milliarden Euro an gehandelten Waren und Dienstleistungen verloren – das ist eine Summe, die dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Deutschland entspricht. Nachfragekrisen aufgrund des schwachen globalen BIP, der Absturz der Rohstoffpreise, Währungskriege und eine stärkere Fokussierung auf nationale Geschäfte sind die Gründe für den Machtverlust. China wird 2016/2017 beispielsweise lediglich 41 Milliarden zusätzlich importieren. Das bedeutet, der Verteilungskampf hat begonnen, jeder will sein Territorium verteidigen und möglichst viele Import- und Export-Galaxien zu erobern.“


Auch mittelfristig wird sich an dem schwächelnden Welthandel nichts ändern und das Wachstum wird jedes Jahr unterhalb der 4%-Hürde bleiben. Für 2017 erwarten die Euler Hermes Volkswirte beim Welthandel ein volumenseitiges Plus von 3,1% und auch wieder eine Wertsteigerung um 5,7%. Dennoch reicht dies nicht aus, um die Verluste der vergangenen Jahre auszugleichen. 1.970 Milliarden Euro würden weiterhin im Vergleich zu 2014 fehlen – das ist immerhin noch so viel wie das italienische BIP.


Die Rückkehr der europäischen Jedi-Ritter: Deutschland mit stärkstem Export-Wachstum
„Erfreulich ist die Rückkehr der ‚europäischen Jedi-Ritter‘“; sagte Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Exportieren ist eine hohe Kunst bei einer verlangsamten weltweiten Nachfrage. Die europäischen Staaten beherrschen diese meisterhaft, insbesondere die Deutschen, die den Kampf um den Thron der Export-Galaxie mit einem Zuwachs der Exporte in Höhe von 75 Milliarden US-Dollar in 2016/17 für sich entscheiden, vor Frankreich, Irland, Italien, Spanien und China erst auf Platz sechs beim Exportwachstum.“


Jedi-Meister: Westeuropa, Osteuropa, aber auch Staaten wie Vietnam, Philippinen oder Marokko
Die hohe Export-Kunst beherrschen neben den europäischen Kernmärkten aber auch osteuropäische Länder wie Rumänien und Polen, die an die gleiche Wertschöpfungskette angebunden sind. Sie alle profitieren von einer Kombination aus günstiger Währung und Finanzierungsbedingungen und einem stärkeren Wachstum bei der Nachfrage ihrer Haupthandelspartner in der Europäischen Union (EU). Zu den Export-Meistern gehören aber auch Länder mit vielen Wettbewerbsvorteilen wie Vietnam, die Philippinen, Marokko und Kenia. Hier sind billigere Lohnkosten und eine strategische Positionierung in den regionalen Wertschöpfungsketten als Niedriglohn-Fertigungsländer ausschlaggebend.


Export-Padawans: Starkes Exportwachstum, durch Preisdruck aber Verlust von Marktanteilen
Zu den Export-Padawans, die großes Potenzial haben, aber noch an ihrer Kunst feilen gehört hingegen China. Zwar verzeichnet das Land einen deutlichen Exportzuwachs unter anderem durch den schwachen Renmimbi, verliert aber durch den hohen Preisdruck und steigende Lohnkosten an Marktanteilen. Saudi-Arabien, Australien, Südafrika, Kanada und Mexiko gehören ebenfalls zu dieser Gruppe.


Unbeholfen im Kampf mit dem Lichtschwert: Aller Anfang ist schwer
Noch in der Ausbildung befinden sich die Nationen, die beim Kampf mit dem Lichtschwert noch recht unbeholfen wirken und kaum von der Macht profitieren können. Dazu gehören insbesondere Länder mit einer starken Abhängigkeit vom chinesischen Markt wie zum Beispiel viele lateinamerikanischen Staaten, allen voran Brasilien, aber auch asiatische Länder wie Hongkong, Singapur, Indonesien und Malaysia. Aber auch die starke Währung kann ein Hindernis sein wie in den USA oder politische Lähmungserscheinungen wie im Fall Russlands.


Auch in den Import-Galaxien schnellster X-Flügler: Deutschland mit größtem Nachfragewachstum
„Deutschland führt nicht nur beim Exportwachstum das Feld an, sondern verzeichnet auch den größten Zuwachs beim Import“, sagte Van het Hof. „77 Milliarden USD zusätzliche Importe wird Deutschland bis 2017 benötigen, damit ist ihr X-Flügler auch in dieser Galaxie das wendigste Raumschiff. Die USA folgen mit 66 Milliarden Zuwachs vor Japan, China, Frankreich und Spanien.“


Zusätzliche Gefahren lauern: Turbulenzen durch geopolitische Krisenherde und Protektionismus
„Viele geopolitische Krisenherde auf der ganzen Welt sorgen für Turbulenzen“, sagte Subran. „Sie bremsen das Vertrauen von Investoren aus und machen es Ländern und internationalen Konzernen schwer. Diese warten häufig erst einmal ab. Von Spannungen zwischen dem Westen und Russland über den Kon-flikt im Nahen Osten über Unzufriedenheit in Brasilien oder Südafrika bis hin zu zahlreichen schlechten Nachrichten aus der Politik ist praktisch alles dabei. Eine Milchstraße voller Unsicherheiten kommt hinzu bezüglich bevorstehender Wahlen, Brexit oder großer Freihandelsabkommen, die in der Luft hängen. Das hat Handelsaussichten vielerorts fast zum Stillstand gebracht. Unternehmen können Populismus und politische Fehlentscheidungen zum Teil aushalten – wenn ihre Vermögenswerte allerdings konfisziert oder sie enteignet werden, ist das meist das Todesurteil.“


Protektionismus-Bingo: Wer spielt fleißig mit?
Hinzu kommen eine Vielzahl an protektionistischen Maßnahmen, die den Welthandel ausbremsen. „Beim Protektionismus-Bingo spielen zahlreiche Staaten fleißig mit“, sagte Van het Hof. „Über 1.800 Handelsbarrieren wurden zwischen 2014 und Mitte 2016 eingeführt – das sind mehr als 700 pro Jahr oder fast 60 pro Monat. Einsame Spitze im Spiel ist Russland mit 202 protektionistischen Maßnahmen vor Indien, den USA, Brasilien und Indonesien. Von der Erhebung von Zöllen oder Antidumping Strafzöllen bis zur Einführung unterschiedlicher Normen und Richtlinien für bestimmte Waren ist alles dabei.“


Zunehmend kommen auch staatliche Unterstützungen für die heimische Wirtschaft hinzu, zum Beispiel durch Subventionen oder Exportunterstützung.


„Großbritannien unterstützt die heimische Wirtschaft zum Beispiel sehr stark und setzt Prioritäten bei Branchen und Standorten“, sagte Van het Hof. „China ist aber vermutlich der aggressivste Spieler mit einer Vielzahl an staatlichen Programmen: Cash Bonus, vergünstige Dienstleistungen, Steuerbegünstigungen. Die USA wiederum regeln dies durch Steuersenkungen.“


Erfolgreiche Internationalisierungsstrategien: Serviceorientierung und Digitalisierung
Mit dem verlangsamten Wachstum des Welthandels müssen Unternehmen alternative Strategien entwickeln für ihre Internationalisierung.


„Tue es oder tue es nicht. Es gibt kein Versuchen“, sagte Subran „Yodas Weisheit gilt für die Dienstleistungsorientierung und Digitalisierung von Unternehmen. Sie müssen sich schnell anpassen – wem dies am schnellsten gelingt, ist im globalen Wettrennen weit vorne. Deutschland ist auch hier in einer sehr guten Ausgangsposition ebenso wie die Niederlande, Schweden, Großbritannien, die Schweiz oder Singapur.“


Der Euler Hermes Enabling Digitalization Index (EH EDI) misst dabei die Voraussetzungen in 135 Ländern. Darin fließt die Qualität und der Vernetzungsgrad ein, als beispielsweise wie viele sichere Server es in jedem Land gibt, die Internet Nutzungsquote in der Bevölkerung sowie die Abdeckung von Telefonleitungen und -netze. Ein weiterer Faktor ist die Infrastruktur und Logistik im jeweiligen Land sowie das geschäftliche Umfeld und wie einfach es ist, Geschäfte zu tätigen.

 
 
> Die vollständige Euler Hermes Studie „Trade Wars – The Force Weakens“ (Englisch)
 
> Video: Euler Hermes Economic Talk „Trade Wars – The Force Weakens“ (Englisch)
 
CEO Blog Ron van het Hof „Protektionismus-Bingo und schrumpfender Welthandel:
> Protektionismus-Bingo: Wer spielt mit?
> Hilfe, der Welthandel schrumpft
> Weltwirtschaft zu schwach, um vor Pleiten zu schützen
 
 
Grafik: Zusätzliche Exporte (in Milliarden USD) nach Ländern, kumuliert 2016/2017

 
 
Grafik: Wer behrrscht die Export-Kunst als Jedi-Meister?

 
 
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