Euler Hermes: Länderrisiken sinken in Europa sowie in einigen afrikanischen Staaten. Griechenland kommt als Handelspartner Deutschlands wieder in den Tritt

  • Euler Hermes stuft elf Länder in ihrer Bewertung hoch und attestiert diesen ein sinkendes Risiko
  • Europa erholt sich: Mit Griechenland, Spanien, Portugal, Italien, Irland, Ungarn und Serbien sind sieben bisherige Sorgenkinder Europas dabei
  • Afrika: Elfenbeinküste und Nigeria zeigen Aufwärtstrend – trotz weiter sehr großem Länderrisiko
  • Euler Hermes Vorstand Thomas Krings: „Griechenland kehrt langsam als Handelspartner der Deutschen zurück und wir unterstützen unsere Kunden mit entsprechend umfangreichem Schutz vor Forderungsausfällen.“

Hamburg, 17. Juli 2014 – Der weltweit führende Kreditversicherer Euler Hermes hat insgesamt elf Länder in ihrer Bewertung hochgestuft und attestiert diesen ein sinkendes Risiko. Europa erholt sich weiterhin sukzessive von der Eurokrise der letzten Jahre, gleich sieben europäische Länder bewerten die Euler Hermes Experten deutlich besser als in der Vergangenheit: Italien und Spanien erhalten mit dem Rating A2 wieder gute Schulnoten (jeweils von A3) und auch Irland (von BB3 auf BB2), Portugal (von B3 auf B2), Griechenland (von B4 auf B3), Ungarn (von C3 auf B2) und Serbien (von D4 auf D3) weisen geringere Länderrisiken auf. Hauptgründe sind jeweils günstigere Konjunkturaussichten und eine Stabilisierung des Insolvenztrends und des Bankensektors.

Auch einigen afrikanischen Ländern wie der Elfenbeinküste und Nigeria (beide von D4 auf D3) bescheinigen die Euler Hermes Ökonomen ein leicht sinkendes Risiko – wenngleich auf weiterhin sehr hohem Niveau. Diese Regionen verfügen künftig über großes Wachstumspotenzial und gewinnen sowohl für Exportunternehmen als in der Folge auch für Kreditversicherungen eine immer größere Bedeutung.

Exportweltmeister Deutschland profitiert von Hochstufungen – Bankensektor bleibt weiter Risiko
„Für Deutschland als Exportweltmeister sind die aktuellen Verbesserungen insgesamt ein gutes Zeichen – insbesondere die der zahlreichen europäischen Staaten“, sagte Ludovic Subran, Chefökonom von Euler Hermes. „Dennoch bleiben die Risiken auch weiterhin groß, vor allem durch die hohe Staatsverschuldung zahlreicher Länder und die vielerorts geringe Inflation, die den Schuldenabbau von Regierungen und Privathaushalten erschweren könnte.“

Auch der Bankensektor bleibt trotz starker Verbesserungen weiterhin ein Risiko. Dennoch arbeiten sich viele Länder nach der Eurokrise wieder nach vorne.

Griechenland nach Rettungsschirm zurück im Wirtschaftsleben und am Kapitalmarkt
„Neben Italien, Spanien und Portugal ist Griechenland eines der besten Beispiele: Als erstes und wohl prominentestes Opfer der Eurokrise musste Griechenland 2010 mit dem viel diskutierten Euro-Rettungsschirm gerettet werden“, sagte Krings. „Vier Jahre später ist das Land nun nicht nur an den Kapitalmarkt zurückgekehrt, sondern kommt auch wirtschaftlich langsam wieder in den Tritt. Der Finanzdruck hat erheblich nachgelassen und die Chemie-, Lebensmittel- und Telekommunikationsbranche im Land entwickeln sich gut. Bau-, Textil- und Metallgewerbe kämpfen hingegen weiterhin mit großen Risiken. Dennoch ist Griechenland langsam als Handelspartner der Deutschen zurück und wir unterstützen unsere Kunden mit entsprechend umfangreichem Schutz vor Forderungsausfällen.“

Hochgestufte Länderratings im Überblick
Euler Hermes unterscheidet zwischen einem mittelfristigen Rating (auf einer Skala von AA, A, BB, B, C, D) und einem kurzfristigen Rating (auf einer Skala von 1, 2, 3, 4). Diese beiden Ratings werden zu einem Gesamtländerrating (von AA1 = Bestnote bis D4 = schlechtestes Rating) kombiniert.

 


Land
Neues
EH-Rating   
Altes
EH-Rating   
Elfenbeinküste           D3 D4
Griechenland B3 B4
Ungarn B2 C3
Indien B1 B2
Irland BB2 BB3
Italien A2 A3
Nicaragua D3 D4
Nigeria D3 D4
Portugal B2 B3
Serbien D3 D4
Spanien A2 A3

 

Übersicht aller Euler Hermes Länderbewertungen (in englischer Sprache):
http://www.eulerhermes.com/economic-research/country-reports/Pages/default.aspx


Kommentare zu den Hochstufungen der Länderratings

Elfenbeinküste: hochgestuft von D4 auf D3. Die Erholung beschleunigt sich infolge der politischen Stabilität. Die Devisenreserven und die Einfuhrdeckung befinden sich nominal auf komfortablen Niveaus und die externen Verschuldungskennzahlen und die Schuldendienstquote sind nach Schuldenerlassen und Umschuldungen niedrig.

Griechenland: hochgestuft von B4 auf B3. Günstigere Konjunkturaussichten und Stabilisierung des Insolvenztrends. Der Finanzdruck hat erheblich nachgelassen. Im April wurden erstmals seit 2010 wieder Anleihen mit einer langen Laufzeit emittiert. Kurzfristig bleiben die Rückstufungsrisiken wegen der sinkenden Konsumentenpreise und des Zustand des Bankensektors hoch.

Ungarn: hochgestuft von C3 auf B2. Die externen Ungleichgewichte und die Wachstumsaussichten haben sich kontinuierlich verbessert. Die Kreditvergabe ist unter Kontrolle und der Inflationsdruck hat nachgegeben, so dass die Erholung während zwei Jahren kontinuierlich mittels einer gelockerten Geldpolitik unterstützt werden kann. Die Wirtschaft bleibt indes etwas anfällig auf externe Schocks.

Indien: hochgestuft von B2 auf B1. Verbesserte Wachstumsprognosen, konsequente geldpolitische Massnahmen. Die jüngste Erholung der Kapitalzuflüsse sollte anhalten und im Inland die Erholung der Investitionen stützen.

Irland: hochgestuft von BB3 auf BB2. Günstigere Konjunkturaussichten und Rückgang der Insolvenzen seit 2013, die indes auf hohem Niveau verharren. Die finanzielle Unabhängigkeit wurde erreicht und die Restrukturierung des Bankensektors abgeschlossen, gleichwohl bleibt das Land anfällig. Der immense Schuldenberg stellt mittelfristig die grösste Herausforderung dar.

Italien: hochgestuft von A3 auf A2. Günstigere Konjunkturaussichten und Rückgang der Insolvenzen erwartet ab dem zweiten Halbjahr 2014 und darüber hinaus. Die Unternehmen sollten 2015 von der gelockerten Kreditvergabe und den höheren Konsumausgaben profitieren. Für das Land beginnt eine Phase der politischen Stabilität, doch mittelfristig bleiben die Herausforderungen bestehen.

Nicaragua: hochgestuft von D4 auf D3. Die Fiskalpolitik hat sich verbessert. Eine 2012 umgesetzte umfassende Steuerreform verbesserte den Einzug von Steuereinnahmen und die Steuerverwaltung, legte Ausgabengrenzen fest und erhöhte die Steuereinnahmen. Die Anfälligkeit für externe Schocks bleibt indes hoch.

Nigeria: hochgestuft von D4 auf D3. Die externe Liquiditätsversorgung und die Verschuldungskennzahlen von Afrikas grösster Volkswirtschaft befinden sich auf komfortablen Niveaus. Das BIP-Wachstum ist robust, weshalb die kurzfristigen Risiken sinken. Allerdings trüben mittelfristig diverse Herausforderungen die Aussichten. Dazu zählen die Sicherheitsrisiken für Menschen und Unternehmen und ein schwaches Geschäftsumfeld.

Portugal: hochgestuft von B3 auf B2. Günstigere Konjunkturaussichten, die auf der Erholung der Binnennachfrage und den Exporten beruhen, was hauptsächlich der verbesserten Wettbewerbsfähigkeit zu verdanken ist. Die Insolvenzen gehen seit 2013 zurück. Das Verlassen des Rettungsschirms der EU und des IWF im Mai stellt angesichts der hohen Staatsverschuldung und des Haushaltsdefizits eine Herausforderung dar. Die Inflation dürfte sehr niedrig bleiben, was den Schuldenabbau der Regierung und der Privathaushalte erschweren könnte.

Serbien: hochgestuft von D4 auf D3. Die Wirtschaft hat die Rezession überwunden. Der Wechselkurs hat sich stabilisiert und die Inflation dürfte gemäss Prognosen bis 2015 niedrig bleiben. Serbien verfügt über ausreichend Devisenreserven. Das Land leidet nach wie vor unter strukturellen Schwächen (z.B. Exportstruktur), einer anhaltend schwachen Binnennachfrage vor dem Hintergrund einer Kreditkontraktion und hoher Arbeitslosigkeit, sich verschlechternden öffentlichen Finanzen und einer hohen Auslandsverschuldung.

Spanien: hochgestuft von A3 auf A2. Günstigere Konjunkturaussichten, die Insolvenzen sinken seit 2013. Zuvor sind sie sechs Jahre in Folge stark gestiegen. Die Binnennachfrage dürfte anziehen und das Wachstum antreiben. Die Haushaltslage bleibt kritisch, denn die Verschuldungsquote beträgt über 100% des BIP und das Haushaltsdefizit über -6% des BIP 2014. Die Inflation dürfte sehr niedrig bleiben, was den Schuldenabbau der Regierung und der Privathaushalte erschweren könnte.


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