20.09.2022 – Zusammenfassung
- 2022 wird ein Rekordjahr für Containerschifffahrtsunternehmen. Wir gehen davon aus, dass die Einnahmen des Sektors im Jahresvergleich um +19 % und der operative Cashflow um +8 % steigen werden. Die Frachtraten sind zwar seit Jahresbeginn um -32 % gesunken, liegen aber immer noch deutlich über dem Durchschnitt vor der Pandemie (6.400 USD/Forty-Fuß-Box gegenüber 1.450 USD/Forty-Fuß-Box). Angesichts der verzögerten Auslieferung neuer Schiffe, neuer Vorschriften zu CO2-Emissionen, des anhaltenden Mangels an Lkw-Fahrern und höherer Preise für Treibstoff, Container und Schiffe dürften die Frachtraten auch 2023 hoch bleiben (4.550 USD/Forty-Foot-Box).
- Die über den Erwartungen liegende Erwirtschaftung von Barmitteln hat den Reedereien geholfen, die neuen ESG-Standards einzuhalten (mit einem Investitionswachstum von +61 % im Jahr 2021). Darüber hinaus sank die Bruttoverschuldung 2021 um -5 % gegenüber dem Vorjahr, und wir gehen davon aus, dass die Unternehmen ihre Verschuldung in den Jahren 2022 und 2023 weiter abbauen werden (-16 % bzw. -11 % gegenüber dem Vorjahr), was vor dem Hintergrund steigender Zinssätze von entscheidender Bedeutung sein wird.
- Trotz erhöhter Investitionsausgaben (Capex) werden die Schiffskapazitäten jedoch nicht so stark wie erwartet und nicht so schnell wie gewünscht steigen. Die jüngsten Investitionsanstrengungen waren zwar enorm, standen aber nicht im Einklang mit der Leistungsfähigkeit des Sektors (der Cashflow aus der Geschäftstätigkeit stieg im Jahr 2021 um durchschnittlich 274 %), und der größte Teil des Capex-Anstiegs ist nicht auf größere Neuaufträge zurückzuführen, sondern darauf, dass sich der Preis für neue Schiffe im letzten Jahr verdoppelt hat. Hinzu kommt, dass 35 % der Aufträge im Jahr 2023 und 39 % im Jahr 2024 ausgeliefert werden sollen. Diese Schiffe dürften jedoch die Flotte modernisieren, anstatt sie vollständig zu erweitern, da die IMO-Vorschriften von 2023 die Unternehmen zwingen, ältere Schiffe außer Dienst zu stellen.