19. November 2020 – Da die Covid-19-Krise unsere Gesellschaften auf den Kopf stellt, haben wir bei der Allianz beschlossen, den Sparern in Österreich, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, der Schweiz und den USA auf den Zahn zu fühlen. Wir beauftragten Qualtrics, ein Unternehmen für Erfahrungsmanagement, damit, eine repräsentative Stichprobe von 1.000 Personen in jedem der sieben Länder zu ihren Erfahrungen mit Einkommen, Konsum, Sparen und Investitionen, finanzieller Bildung und Risiko während der Covid-19-Pandemie durchzuführen. Zusätzlich fragten wir nach ihren Plänen nach der Pandemie. Die Umfrage wurde vom 28. September bis 21. Oktober mittels eines Online-Fragebogens durchgeführt.
Zusammenfassung der Ergebnisse der Umfrage:
Mindestens 55% der Befragten in jedem der sieben Länder berichteten, dass die Pandemie das einschneidendste wirtschaftliche Ereignis ihres Lebens war. Die Unterschiede zwischen den Ländern spiegeln hauptsächlich die Tiefe der sanitären und wirtschaftlichen Krise wider, wobei die deutschen Befragten die höchste Widerstandsfähigkeit zeigten. Nur 20,0% von ihnen gaben an, aufgrund der Pandemie ein niedrigeres Einkommen zu haben (gegenüber 30,0% für die Gesamtstichprobe). Es gibt jedoch zwei Aspekte, die allen Ländern gemeinsam sind: Frauen und Jahrtausende waren überproportional von dieser Krise betroffen. 37,8% der Millennials gegenüber 27,2% der Nicht-Millennials hatten mit einem niedrigeren Einkommen zu kämpfen. Die Kluft zwischen den Geschlechtern ist ebenso groß: 32,7 % der weiblichen Befragten sahen einen deutlichen Rückgang ihres Einkommens gegenüber 27,1 % der männlichen Befragten.
Finanzwissen ist ein entscheidender Faktor, der erklärt, warum ein Teil der Bevölkerung den Schock im Vergleich zu anderen besser verkraften kann. Unsere Ergebnisse zeigen jedoch, dass das Niveau der Finanzkenntnisse katastrophal niedrig ist. Um das Niveau der Finanzkenntnisse zu messen, stellten wir vier Fragen zu verschiedenen Finanzkenntnissen: Rechnen, Zinsen, Buchhaltung und Inflation. Insgesamt haben nur 28,5% aller Befragten alle vier Fragen richtig beantwortet. Noch alarmierender ist, dass wir in allen Ländern ein geschlechtsspezifisches Gefälle bei den Finanzkenntnissen feststellen mussten: 36,4% der von uns befragten Männer verfügten über Finanzkenntnisse im Vergleich zu 20,7% der Frauen in unserer Stichprobe. Diese Tatsache sowie die größeren finanziellen Auswirkungen für Frauen schaffen ein perfektes Sturmszenario, in dem die Pandemie zu einer "she-cession" werden könnte.
Das Niveau der Risikokompetenz ist ebenfalls (sehr) niedrig (22,8%) und die Geschlechterkluft ist allgegenwärtig (9,6 Prozentpunkte). Unsere Umfrage konnte jedoch die Hypothese, dass unser Risikoprofil durch unsere Risikokompetenz bestimmt wird, nicht beweisen: Sowohl bei den "Gebildeten" als auch bei den "Analphabeten" konnte eine hohe Risikoaversion festgestellt werden. Die durchschnittlich höhere Risikoscheu der weiblichen Befragten deutet auf andere, nicht beobachtbare Faktoren wie Persönlichkeit oder soziale Rollenerwartungen hin.
Dennoch scheint eine höhere Finanzkompetenz in Zeiten negativer Realzinsen zu besser informierten Investitionsentscheidungen zu führen. Auf die Frage, 1.000 EUR zu investieren, bevorzugten finanziell "gebildete" Befragte Wertpapiere (35%) gegenüber Bankeinlagen (22%); "ungebildete" Befragte antworteten umgekehrt (27% gegenüber 30%). So vermeiden es finanziell versierte Sparer eher, in Zeiten negativer Realzinsen in die Falle zu tappen, in vermeintlich sichere, aber verlustbringende Anlagen zu investieren. Noch beunruhigender: "ungebildete" Befragte investieren mit größerer Wahrscheinlichkeit in Kryptowährungen (12%) als in versicherungsbezogene Produkte (9%).
Was bedeutet dies für die Politik und die Finanzindustrie? Das katastrophal niedrige Niveau der Finanz- und Risikokompetenz ist ein Handlungsbedarf. Das Investitionsumfeld war eine Herausforderung, noch bevor Covid-19 die Volkswirtschaften und Märkte traf. Seither ist es noch schwieriger geworden. Ohne fundierte Kenntnisse sind viele Haushalte dazu verdammt, die falschen finanziellen Entscheidungen zu treffen, mit verheerenden Folgen für das finanzielle Wohlergehen in der Zukunft. Das Fazit: Finanzkenntnisse sollten Teil des normalen Lehrplans für Schulen werden, und die Industrie sollte ihre Anstrengungen für einfache, leicht verständliche Produkte verdoppeln.
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