Energiepreise und Inflation: Preisspirale nach oben?

Hamburg, 20. Oktober 2021 – Könnten steigende Energiepreise die Inflationserwartungen in die Höhe treiben und eine sich selbst erfüllende Preisspirale nach oben auslösen? Die Terminmärkte deuten darauf hin, dass das Risiko begrenzt ist – vorerst. Der drastische Anstieg der Energiepreise hat die Gesamtinflation beschleunigt.

Nachdem sich die Öl-, Gas- und Kohlepreise in weniger als einem Jahr mehr als verdoppelt haben, was auf ein starkes Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage sowie auf wetterbedingte Faktoren zurückzuführen ist, wächst die Besorgnis, dass die Inflationserwartungen zunehmend durch den aktuellen Preisdruck beeinflusst werden könnten ("Entankerung"), was ein schwieriges Umfeld für die Geldpolitik schaffen würde.

Dennoch befinden sich die Futures-Preise dieser Rohstoffe derzeit in einer starken sogenannten "Backwardation" (d.h. sie sind niedriger als die Spotpreise). Diese oft übersehene Backwardation deutet darauf hin, dass die derzeitige Energiekrise nur vorübergehend sein könnte, was erklären könnte, warum sich die langfristigen Inflationserwartungen der Fachleute bisher relativ gut gehalten haben - im Gegensatz zu den vom Markt implizierten Inflationserwartungen.

Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass sich die Inflationserwartungen abschwächen könnten, wenn sich die Energiekrise zu lange hinzieht. In Anbetracht der derzeitigen Ungewissheit über eine Erholung und die Inflationsaussichten sind die Glaubwürdigkeit der Zentralbanken und ihre wirksamen Prognosen besonders wichtig, um sicherzustellen, dass die Erwartungen gut verankert bleiben, damit sie nicht von den Märkten, die ein mögliches Überschießen der Inflation erwarten, in die Enge getrieben werden.