19. Mai 2020 - Als Reaktion auf die Covid-19-Krise könnte sich der Bruttofinanzierungsbedarf für die Eurozone auf 800-900 Mrd. EUR belaufen, und nur ein Teil davon wird durch die Ausgabe langfristiger Anleihen gedeckt werden.

Neben den staatlichen Garantien - je nachdem, wie stark sie sich auf den tatsächlichen Finanzierungsbedarf auswirken - umfasst dieser Bedarf diskretionäre Ausgaben (Investitionen, Steuersenkungen usw.) und zusätzliche Ausgaben für die soziale Sicherheit (automatische Stabilisatoren). Infolgedessen werden die öffentlichen Defizite zunehmen.

In Deutschland erwarten wir, dass das Defizit 7% des BIP erreichen wird, in Frankreich 11%, in Italien 13,6% und in Spanien 7,8%. Darüber hinaus wird erwartet, dass die Länder ihre Mischung aus kurz- und langfristiger Finanzierung beibehalten werden: Kurzfristige Schuldtitel machen im Durchschnitt 50% des gesamten Emissionsvolumens in der Eurozone aus. Die bereits revidierten Finanzierungspläne einiger staatlicher Schuldenagenturen zeigen eine Tendenz, die zusätzliche Ausgabe langfristiger Anleihen an das Niveau der diskretionären Ausgaben anzupassen, während die geplante Ausgabe kurzfristiger Instrumente eher dem Niveau der zusätzlichen Defizite in Verbindung mit automatischen Stabilisatoren zu entsprechen scheint.

Die Erwartung der Regierungen eines vorübergehenden Schocks im Jahr 2020, gefolgt von einer signifikanten Erholung im Jahr 2021, kontextualisieren die angenommene Strategie: die Kosten vorübergehender Defizite durch kurzfristige Finanzierung zu minimieren. Schließlich liegt das sehr kurze Ende der Zinskurve für fast alle Euro-Länder im negativen Bereich.