Impfverzögerung wird Europa 90 Mrd. Euro kosten

02. Februar 2021 - Nachdem das Jahr 2020 mit einem Licht am Ende des Tunnels abgeschlossen wurde, steht Europa nun vor der Stunde der Wahrheit: eine fünfwöchige Verzögerung an der Impffront, die, wenn sie nicht korrigiert wird, im Jahr 2021 fast 90 Mrd. EUR kosten könnte.

Es hat ein paar Monate gedauert - danke an die EZB, dass sie in der Zwischenzeit die Stellung gehalten hat - aber letztendlich hat sich Europa 2020 zusammengerauft und, was am wichtigsten ist, eine gemeinsame fiskalische Antwort auf den Covid-19-Schock in Form des 750 Mrd. EUR schweren EU-Konjunkturfonds vorgelegt. Aber die negativen Auswirkungen einer verzögerten Impfstoffeinführung übersteigen bei weitem die unmittelbaren kurzfristigen wirtschaftlichen Kosten einer Double-Dip-Rezession Anfang 2021. Schließlich gibt es in der Impfstoffökonomie nur schwarz oder weiß: Volkswirtschaften, die das Rennen als erste beenden, werden mit starken positiven Multiplikatoreffekten belohnt, die den Konsum und die Investitionstätigkeit in der zweiten Jahreshälfte 2021 in die Höhe treiben, während "Impfverweigerer" im Krisenmodus stecken bleiben und mit erheblichen Kosten konfrontiert werden - sowohl wirtschaftlich als auch politisch.

Mit Hürden auf der Angebotsseite (Produktions- und Vertriebsengpässe) und einem langsamen Start gerät die EU im Impfwettlauf zunehmend ins Hintertreffen. Derzeit liegt die bevölkerungsbereinigte durchschnittliche tägliche Impfrate in den wichtigsten EU-Ländern bei nur 0,12 %. Das ist viermal (s)niedriger als in Großbritannien und den USA, wo 14,4 % bzw. 9,4 % der Bevölkerung bereits mindestens eine Impfdosis erhalten haben, verglichen mit maximal 5 % in wichtigen EU-Volkswirtschaften (z. B. Dänemark).

Die EU-Kommission hat kürzlich ihr Ziel kommuniziert, bis zum Sommer 2021 70 % der erwachsenen Bevölkerung zu impfen. Um dieses Ziel zu erreichen, wäre jedoch ein Impftempo erforderlich, das etwa sechsmal höher ist als das derzeit beobachtete. Tatsächlich zeigen unsere Berechnungen, dass die EU-Länder bereits fünf Wochen hinter dem Zeitplan liegen. Da jede Woche verlängerter Restriktionen das vierteljährliche nominale BIP-Wachstum der EU um -0,4 Prozentpunkte reduziert, entspricht die derzeitige Verzögerung einem Wert von -2,0 Prozentpunkten oder fast 90 Mrd. EUR. Dies ist mehr als das Vierfache des Wertes der Vereinbarungen, die die EU-Kommission mit den Impfstoffherstellern für die bisher beschafften 2,5 Milliarden Dosen unterzeichnet hat.

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