Allianz Umfrage zur Klimakompetenz 2023: Klimamüdigkeit

04.12.2023 – Zusammenfassung

  • Extreme Wetterereignisse sind weltweit fast zur Normalität geworden und unterstreichen die Dringlichkeit der globalen Klimakrise. Dennoch ist die Klimakompetenz auf ein alarmierend niedriges Niveau gesunken. In der zweiten Ausgabe unserer Umfrage zur Klimakompetenz haben wir eine repräsentative Stichprobe von 1.000 Menschen in acht Ländern (Brasilien, China, Frankreich, Deutschland, Indien, Italien, Großbritannien und den USA) zu ihrem Wissen über die Risiken des Klimawandels sowie über Klimapolitik und Klimamaßnahmen befragt. Wir stellen fest, dass erstaunliche 48,2 % der Befragten als Personen mit geringer Klimakompetenz eingestuft werden können und dass dieser Anteil in Deutschland, Frankreich, Italien und dem Vereinigten Königreich im Vergleich zu unserer Umfrage in fünf Ländern im Jahr 2021 um durchschnittlich 16 Prozentpunkte deutlich gestiegen ist. In der Ausgabe 2023 reichte der Anteil der Befragten mit geringer Klimakompetenz von 41,1 % in China bis hin zu 58,0 % in Indien. Am anderen Ende des Spektrums weisen nur 7,9 % der Befragten eine hohe Klimakompetenz auf, wobei die Spanne von 3,6 % in Indien bis 12,8 % in Brasilien reicht.

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  • Die geringe Klimakompetenz geht Hand in Hand mit einer zunehmenden Gleichgültigkeit gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels. Nur noch 50 % der Befragten sind sich der Gefahr tödlicher Schäden bewusst, wenn die Temperaturen über 1,5 °C steigen. Vor zwei Jahren lag dieser Anteil in den fünf untersuchten Ländern noch bei 67 %. Spiegelbildlich dazu sind jetzt 35 % aller Befragten davon überzeugt, dass sich Natur und Mensch ohne größere Folgen an höhere Temperaturen anpassen können (2021: 20 %). Diese Überzeugung wird von einem größeren Anteil der Befragten in Indien (52 %) und China (49 %) vertreten. Außerdem sind sich nur 31 % der Befragten darüber im Klaren, dass eine drastische Reduzierung der Emissionen notwendig ist, um den Klimawandel zu bekämpfen.
  • Die jüngeren Generationen sind im Durchschnitt weniger gut über Klimafragen informiert als die älteren Generationen. Der Anteil der jüngeren Befragten mit geringer Klimakompetenz ist höher (Gen-Z: 52,2 % gegenüber Boomern: 45,9 %), während der Anteil derjenigen mit hoher Klimakompetenz niedriger ist (Gen-Z: 6,1 % gegenüber Boomern: 9,3 %). Nur in einem Land scheint es sich zu bestätigen, dass Klimaengagement und Wissen Hand in Hand gehen: In Italien haben die Gen-Z (8,4 %) das höchste Niveau an Klimakompetenz.
  • Klimakompetenz ist ein starker Prädiktor für Klimahandeln auf individueller Ebene. Nur eine kleine Minderheit von 6,9 % der Befragten gibt an, überhaupt nichts für den Klimaschutz zu tun. Die Mehrheit der Befragten ergreift zumindest einige Maßnahmen, wobei 10,8 % sehr aktiv sind. Je höher die Klimakompetenz ist, desto größer ist natürlich auch der Handlungsdrang: 27 % der Befragten mit hoher Klimakompetenz geben an, sehr aktiv zu sein, um ihren CO2-Fußabdruck zu verringern, verglichen mit nur 6 % der Befragten mit geringer Klimakompetenz. Wir haben errechnet, dass Klimakompetenz (42 %) ein besserer Prädiktor für Klimahandeln ist als Klimastress (33 %) oder das Gefühl, persönlich betroffen zu sein (15 %).
  • Im Gegensatz zur Klimakompetenz ist das Niveau der Klimaangst hoch. 76,8 % aller Befragten sind besorgt (ängstlich) oder sogar alarmiert (sehr ängstlich) über den Klimawandel und seine Folgen. Italien (86,7 %) und Brasilien (86,1 %) melden die höchsten Anteile. In den USA sind "nur" zwei Drittel der Befragten (sehr) besorgt. Andererseits glauben 12,6 % der US-Befragten - der höchste Anteil in unserer Umfrage - nicht, dass der Klimawandel fortschreitet. Im Gegensatz zur Literatur zeigt unsere Studie keine signifikanten Unterschiede zwischen den Generationen: Das Alter ist kein Prädiktor für Klimastress - und es ist auch statistisch nicht signifikant.
  • Es besteht nur ein loser Zusammenhang zwischen Klimaangst oder -stress und Klimakompetenz. Während der Anteil der Befragten mit geringer Klimakompetenz fast linear mit dem Grad der Klimaangst abnimmt, hat knapp ein Drittel der Skeptiker ein Grundverständnis des Klimawandels - und leugnet ihn dennoch. Ähnlich verhält es sich am anderen Ende des Spektrums: Knapp die Hälfte der Befragten, die sich über den Klimawandel beunruhigt zeigen, haben nur geringe oder gar keine Kenntnisse über den Klimawandel. Es gibt eine weitere, oft übersehene Komponente, die diffuse Ängste erzeugt: Emotionalität.
  • Die emotionale Reaktion auf den Klimawandel - gekoppelt mit einer insgesamt geringen Klimakompetenz - ist ein zweischneidiges Schwert. Emotionalität kann sowohl für als auch gegen den Klimawandel eingesetzt werden. Sie macht die Klimapolitik anfällig für Populismus, vereinfacht komplexe Sachverhalte und bettet sie in die typische "Wir-gegen-die"-Erzählung ein. Wie sich während der Pandemie gezeigt hat, ist der Schlüssel zu dieser Strategie die Desavouierung von Experten, da der Klimawandel in der Öffentlichkeit eher als technisches Problem dargestellt und als Notstand bezeichnet wird. Obwohl unsere Umfrage zeigt, dass das Vertrauen in Experten nach wie vor groß ist, waren nur 41 % der Befragten mit geringer Klimakompetenz der Meinung, dass die wissenschaftliche Gemeinschaft Ratschläge erteilen sollte, gegenüber 54 % mit durchschnittlicher und 73 % mit hoher Klimakompetenz.
  • Wie sollten die politischen Entscheidungsträger reagieren? Ein dreigleisiger Ansatz scheint notwendig: 1. Beibehaltung des Kurses, um der Industrie und den Haushalten klare Signale zu geben, dass der Übergang vollzogen werden wird. 2. Die konsequente Verfolgung von Zielen mit einer ebenso konsequenten sozialen Absicherung der grünen Transformation verbinden. Die derzeitige Politik, die Kosten zu erhöhen, aber den versprochenen Ausgleich, die so genannte Klimadividende, hinauszuzögern, macht es Klimapopulisten viel zu leicht, die öffentliche Meinung zu beeinflussen. 3. Für eine bessere Klimakompetenz kämpfen, auch wenn - oder gerade weil - Emotionalität in Klimafragen eine große Rolle spielt.

Arne Holzhausen

Allianz SE

Patricia Pelayo-Romero

Allianz SE

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