Innentäter: Echte Schadensfälle

Sie sind definitiv kreativ und besitzen ein hohes Maß an krimineller Energie: Die folgenden echten Allianz Trade-Schadensfälle bescheinigen den Tätern neben Dreistigkeit insbesondere herausragende Fähigkeiten bei Tarnungs- und Ablenkungsmanövern oder Perfektion bei der Prozessoptimierung. Viele Betrügereien blieben so über Jahre unentdeckt und richteten dadurch häufig Schäden in Millionenhöhe an. Diese waren größtenteils von einer Vertrauensschadenversicherung abgedeckt, welche die Unternehmen vor existenziellen finanziellen Schäden bewahrte.

Der Buchhalter einer süddeutschen Baufirma ließ sich vom Arbeitgeber eine Nebenerwerbstätigkeit für die Veredelung von Sportwagen genehmigen. Der junge Mann mit einer Schwäche für einen luxuriösen Lebensstil veruntreute über Jahre systematisch Firmengelder in Höhe von insgesamt 6,45 Mio. Euro. So finanzierte er einen Fuhrpark von acht Luxusautos (was wegen seiner Tarnung zunächst nicht auffiel), eine Villa auf Mallorca und eine weitere Immobilie in Deutschland. Dazu nutzte er Konten von Tochterunternehmen,die für bestimmte Bauprojekte gegründet worden waren.

Diese blieben nach Abschluss der Projekte noch eine Zeit lang bestehen, um restliche Zahlungen abzuwickeln. Da kein regelmäßiger Zahlungsverkehr mehr stattfand, wurden sie nicht mehr so genau überwacht und die fiktiven Rechnungsposten und Zahlungen blieben über viele Jahre unbemerkt. Bei der Millionentransaktion für die Villa auf Mallorca (er überwies innerhalb von 2 Tagen insgesamt rund 4 Mio. Euro in zwei 2 Tranchen) kam ihm sein Arbeitgeber auf die Schliche und der Fall wurde entdeckt – die Villa war zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits im Besitz des Mitarbeiters.

Die sichergestellten Sachwerte wie Fuhrpark und Immobilien wurden zwar verwertet, dennoch entstand ein Restschaden in Millionenhöhe – auch wegen der ramponierten Lederausstattung und der Hundehaare in einigen Fahrzeugen.

Ganze vier verschiedene Bücher führte die Finanzchefin einer amerikanischen Tochtergesellschaft eines deutschen Konzerns, um ihre Veruntreuungen in Höhe von rund 1 Mio. Euro durch Scheckfälschungen und unbefugten Einkauf von persönlichen Gegenständen zur privaten Nutzung sowie erhöhte Gehalts- und Rentenzahlungen zu vertuschen. Aufgrund der geringen Größe der Niederlassung gab es keine Trennung der Aufgabenteilung. Je nach Bedarf präsentierte sie die unterschiedlichen, allesamt frisierten Bücher dem Mutterhaus, dem Niederlassungsleiter oder dem Steuerprüfer etc.

Bestehende Ungereimtheiten bezüglich der Zahlen zum Jahresende begründete sie dem Finanzvorstand des Mutterhauses mit Besonderheiten in den USA bezüglich des Verlustvortrags von Steuern. Erst nachdem die Zahlen im dritten Jahr in Folge nicht plausibel waren, beauftragte die Holding eine Wirtschaftsprüfergesellschaft mit der Kontrolle, die den Fall aufdeckte.
Die Betrüger bewiesen eine untrügliche Ortskenntnis: Mit einem LKW rammten sie die Außenwand des Gebäudes eines Rohstoffhändlers und fuhren so mitten ins Gebäude. Die bewaffneten und maskierten Männer gingen vor laufender Überwachungskamera schnurstraks zum Tresorraum, in dem sich Goldbarren befanden, öffneten diesen, trugen die Waren nach draußen in ein wartendes Auto und zündeten anschließend den LKW vor dem Gebäude an. Gefasst wurden sie nicht – der Tathergang ließ jedoch eindeutig den Rückschluss zu, dass die Tat durch einen Mitarbeiter und/oder Dienstleister verübt wurde, weil sich die Täter allesamt perfekt auskannten.
Schreiben eines Anwalts: „Überraschenderweise kam Herr F. heute in unsere Kanzlei und brachte einige Gegenstände als Wiedergutmachung für den durch ihn entstandenen Vermögensschaden. Wir haben diese zunächst in Empfang genommen und eingelagert, mit Ausnahme des Grundig Fernsehgeräts, groß. Hier handelte es sich um ein älteres Schätzchen mit Beschädigung der Frontscheibe. Die Gegenstände mögen durchaus einigen Wert besitzen, beispielsweise sind die Tonkrüge neuwertig und weisen durch Preisschilder am Boden Anschaffungswerte zwischen 50 und 100 Euro auf. Allerdings dürfte die Verwertung der Sachen im Wege des Pfandverkaufs nicht ganz einfach werden. Möglicherweise hat eine der Parteien besondere Verwendung für Zinn Pinnchen, die bereits erwähnten Tonkrüge oder beispielsweise den Brotbackautomaten.“
Eine Buchhalterin hatte über viele Jahre fast 750.000 Euro veruntreut. Mitwisser: Ihr Noch- Ehemann, von dem sie sich allerdings in der Zwischenzeit getrennt hatte. Der Noch-Ehemann hatte von den veruntreuten Summen in der Vergangenheit erheblich profitiert, er bekam teure Geschenke oder gleich Barüberweisungen. Doch dann hatte die Ehefrau einen jungen Geliebten. Zum Geburtstag, einem runden und dem ersten seit ihrem Kennenlernen, schenkt sie ihrem Geliebten ein Auto unter Beteuerung ihrer großen Liebe in einem seitenlangen Brief. Sie will die Scheidung. Der Noch-Ehemann allerdings nicht. Er droht, sie zu verpfeifen und ihr das Finanzamt auf den Hals zu hetzen. Als Reaktion schreibt sie einen Wutbrief, der am Ende zu den Beweismitteln zählt, denn sie erläutert im Detail, welche Barsummen und Geschenke sie ihm wann hat zukommen lassen. Zudem erinnert sie ihn an seine unterzeichnete Verzichtserklärung auf ihr Vermögen – und zählt dabei auf, wo sie ihre Gelder angelegt oder versteckt hat. Dann holt sie – neben Beschimpfungen – noch zu einem absurden Rundumschlag aus, mit zahlreichen Anschuldigungen gegen ihren Ehemann und dessen Großfamilie: Sie führt die angeblichen Verfehlungen von jedem Familienmitglied detailliert aus und droht, diese auffliegen zu lassen, wenn der Noch-Ehemann sie anschwärzen sollte. Insgesamt war die Korrespondenz für die Strafverfolger in vielen Belangen sehr aufschlussreich.
Plötzlich verschwand der Geschäftsführer der Osteuropa-Niederlassung eines deutschen Handelshauses in Bulgarien spurlos. Nicht nur der Mann war weg, mit ihm auch knapp 800.000 Euro an Firmengeldern, die er vorher auf eigene Konten verschoben hatte. Bei Ankunft der Ermittler stellten diese fest, dass die Büro- und Lagerräume bereits von einem fremden Unternehmen genutzt wurden. Von den Waren im Wert von weiteren rund 790.000 Euro, die im dortigen Lager hätten liegen sollen, fehlte jede Spur, und auch das Geld konnte im Anschluss nicht mehr sichergestellt werden. Das Handelshaus verzeichnete einen Schaden von 1,6 Mio. Euro.

Eine Küchen-Vorarbeiterin war jahrelang die Drahtzieherin einer Krankenhausmafia: Zusammen mit ihrer 23-köpfigen Diebesbande räumte sie die Klinik, in der sie angestellt war, leer und betrog das Krankenhaus so um knapp 3 Mio. Euro. Das Erstaunlichste: Über 15 Jahre lang blieb dieser Betrug unentdeckt – auch weil sie eine Affäre mit dem Küchenchef unterhielt, der alle 20 Mitarbeiter entließ, die im Laufe der Zeit Auffälligkeiten anzeigten oder über Diebstähle berichteten. Andere wurden massiv unter Druck gesetzt, eingeschüchtert und bedroht oder erpresst.

Was klein anfing mit entwendeten Putzmitteln, wurde über die Jahre zum Großgewerbe. Anfangs wurde die Beute vom Speisesaal in Müllsäcken in Autos geladen und in eine nahegelegene Wohnung geschafft. Schon bald professionalisierte die Bande den Ablauf: Sie richtete in der Klinik ein extra Zwischenlager ein, das sogar mit Kühlschränken ausgestattet war. Jede Woche wurden dann die Lieferfahrzeuge – inzwischen auch LKWs – über den Speisesaal mit dem Diebesgut beladen und auf den Balkan transportiert, um die Waren dort zu verkaufen. Die Tochter heuerte beim Zoll an, und zu ihren Dienstzeiten überquerten die Fahrzeuge die Grenze.

Es folgten eigene Läden, unter anderem ein gut laufendes Einzelhandelsgeschäft, in dem man vor allem Geschirr, Textilien und Verbandsstoffe kaufen konnte. Selbst bei den Hochzeiten ihrer Kinder mit bis zu 400 Gästen stammte das dafür benötige Speise- und Kaffeeservice, Gläser, Besteck und Kochgeschirr aus der Klinik, ebenso wie die Ausstattung des Schnellimbiss‘ des Sohnes mit einem Inventar aus 10.000 Besteckteilen, 50 Edelstahltöpfen und hochwertigen Rollwagen aus Chrom.

Vom Erlös erwarb die Großfamilie drei Luxusvillen sowie eine Eigentumswohnung im Heimatland. Erst nach 15 Jahren drangen erste Verdachtsmomente zum Verwaltungsdirektor der Klinik vor. 30 Putzschwämme wurden der Frau zum Verhängnis, sie wurde in flagranti erwischt und verhaftet. Bei der Durchsuchung fand man weiteres Diebesgut. Nachweisen konnte man ihr lediglich 100.000 Euro – der entstandene Schaden im Krankenhaus lag jedoch bei rund 3 Mio. Euro.

Der Buchhalter einer Asphaltfirma in Mitteldeutschland veruntreute mit Hilfe von Scheinrechnungen von nicht existierenden Dienstleistern über Jahre Gelder in Höhe von 4 Mio. Euro. Er flog bei einer Revision auf. Die Überraschung war aber groß: Der Finanzexperte hatte alle Gelder sehr umsichtig angelegt – so erfolgreich, dass mit den erwirtschafteten Zinsen und Dividenden am Ende 4,8 Mio. Euro im Depot lagerten; 800.000 mehr, als er veruntreut hatte. Statt einem Schaden konnte das Unternehmen am Ende einen deutlichen Gewinn verzeichnen.
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