Betrug und Veruntreuung: Wie können sich Unternehmen vor schwarzen Schafen schützen?

58 % aller Delikte im Bereich Wirtschaftskriminalität entfallen auf Betrug und Untreue. Nach Schätzungen von Allianz Trade werden jedes Jahr bis zu 10 % der deutschen Unternehmen von ihren eigenen Mitarbeitern betrogen. Es gibt mehr schwarze Schafe, als viele Unternehmen glauben, und sie richten jedes Jahr große finanzielle Schäden an.

Sie zu identifizieren ist allerdings in vielen Fällen schwer. Denn oft sind sie auffällig unauffällig, freundlich, gut angepasst und integriert. Viele durchaus gewünschte Eigenschaften von Leistungsträgern decken sich zudem mit denen von Betrügern – wie beispielsweise Durchsetzungswillen, Risikobereitschaft, Ehrgeiz oder Aufstiegsorientierung.

Für die Unternehmen ist es deshalb wichtig, dass sie eine Balance zwischen Vertrauen und Unternehmenskultur auf der einen Seite und Vorsorge und Kontrolle auf der anderen Seite finden. Zufriedene Mitarbeiter, die sich wohl fühlen, denen Kollegen und Vorgesetzte mit Respekt und Wertschätzung begegnen und die mit Aufgaben und Bezahlung sowie Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten zufrieden sind, identifizieren sich mit dem Unternehmen und sind in der Regel wesentlich loyaler als Mitarbeiter, die kein gutes Betriebsklima vorfinden. Mobbing, Frustration und Rache sind häufige Motive, die interne Täter antreiben.

Die Unternehmens- und Fehlerkultur sowie die offene und transparente Kommunikation spielen also eine entscheidende Rolle. Wenn Mitarbeitende sich trauen, Missstände anzusprechen, können Schwachstellen identifiziert, Sicherheitslücken geschlossen und Täter schneller identifiziert werden.

Kontrollmechanismen, Richtlinien sowie regelmäßige Routine-Überprüfungen sind für Unternehmen allerdings genauso wichtig, um sich zu schützen – denn Gelegenheit macht Diebe.

Dennoch: Der Faktor Mensch ist flexibel und die schwarzen Schafe finden immer Mittel und Wege. Die meisten Innentäter haben ein hohes Maß an krimineller Energie, sie nutzen Gelegenheiten umgehend und können auch die besten Kontrollsysteme aushebeln. Deshalb sollten sich Unternehmen nicht auf ihren Kontrollsystemen ausruhen oder in falscher Sicherheit wiegen.

  • Offene, vertrauensvolle Unternehmenskultur mit möglichst flachen Hierarchien
  • Gute, konstruktive Fehlerkultur und offene Kommunikation
  • Klare Formulierung von Unternehmensrichtlinien und ethischen Werten sowie Integration in den Unternehmensalltag
  • Kollegialer, demokratischer Führungsstil, Wertschätzung, Vertrauen und Respekt
  • Gute Arbeitsbedingungen: Faire Bezahlung, finanzielle Anreize, Leistungsvergütung, interessante Aufgaben
  • Gleichberechtigung, Diversität, faire Aufstiegschancen nach klar festgelegten, objektiven und für alle nachvollziehbaren Kriterien
  • Talententwicklung und -förderung; Weiterbildung von Hard und Soft Skills; Nachwuchsförderung
  • Zufriedenheitsbefragungen von Mitarbeitern; Implementierung von Maßnahmen zur Steigerung der Zufriedenheit
  • Unterstützung von Beschäftigten in (persönlichen oder finanziellen) Notlagen durch entsprechende Hilfs- oder Beratungsangebote
  • Implementierung von Kontroll- und Compliance-Systemen; insbesondere Vieroder Mehr-Augen-Prinzip
  • Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeiter für interne Richtlinien sowie kritische Situationen und Detektion von Auffälligkeiten
  • Regelmäßige Routine-Kontrollen, Audits, Revisionen, ggf. Prüfung durch externe Dritte
  • Implementierung von geschützten internen (und ggf. externen) Whistleblowing-Kanälen (z. B. Ombudsleute) und regelmäßige Information der Mitarbeitenden
  • Präventives Risikomanagement und regelmäßige Prozessoptimierung: Überprüfung und Verbesserung von eventuellen Systemschwachstellen inkl. Zugangs- und Zugriffskontrollen
  • Wachsamkeit und Beobachten von Auffälligkeiten, z. B. Anomalien in den Arbeitsstunden, Versuche, auf begrenzt zugängliche Daten zuzugreifen oder der Gebrauch von unautorisierten Datenträgern
  • Umgehende, transparente und objektive Untersuchung bei Verdachtsmomenten
  • Überprüfung von Bewerbern, z. B. Abgleich mit Sanktionslisten, Führungszeugnis, Schufa, Plausibilitäts- bzw. Background-Check, Referenzen
  • Für besonders sicherheitsrelevante Positionen ggf. Bestimmung von Personenfaktoren, z. B. Hannoversche Korruptionsskala