Working-Capital-Bedarf vernachlässigen? Besser nicht!

Wissen Sie, wie viel Betriebskapital Sie benötigen, um Ihr Unternehmen zu führen? Je mehr Geld Sie ausgeben müssen, um Ihre Verpflichtungen zu erfüllen, desto weniger Geld und Flexibilität haben Sie, um Chancen zu ergreifen, wie z. B. die Erweiterung Ihrer Produktlinie, um eine erhöhte Nachfrage zu bedienen. In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, wie Sie den Bedarf an Betriebskapital ermitteln und welche Auswirkungen dies auf Ihr Unternehmen hat.

Warum Working Capital unerlässlich ist
Das Betriebskapital ist das Schmiermittel, das die Finanzen Ihres Unternehmens am Laufen hält. In der Buchhaltung ist es das kurzfristige liquide Vermögen - wie Bargeld, Vorräte und Forderungen - abzüglich der kurzfristigen Verbindlichkeiten, wie Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen. Zu wenig Working Capital kann ein Zeichen für Liquiditätsprobleme sein; zu viel Working Capital deutet darauf hin, dass Sie Ihr Vermögen nicht effizient nutzen, um den Umsatz zu steigern.

Die Frage ist: Horten Sie Bargeld und halten Ihr Working Capital robust oder halten Sie es niedrig, um Chancen zu nutzen? Die richtige Balance für dieses Maß an Vermögenswerten zu Verbindlichkeiten zu finden, ist nicht immer einfach. Egal wie gut Ihre Aussichten sind, Ihr Unternehmen wird vor dem Bankrott stehen, wenn Sie Ihre Rechnungen nicht bezahlen können; aber Ihr Unternehmen wird auf lange Sicht schrumpfen, wenn Sie nicht investieren.

Die Ermittlung des Betriebskapitalbedarfs für Ihr Unternehmen kann Ihnen helfen, dieses Gleichgewicht zu finden.
Wie wird der Betriebskapitalbedarf (Working Capital Requirement oder WCR) ermittelt?

Was ist der Betriebskapitalbedarf?  
Der Betriebskapitalbedarf oder Working-Capital-Bedarf ist eine finanzielle Kennzahl, die die Höhe der finanziellen Mittel anzeigt, die benötigt werden, um die Kosten des Produktionszyklus, anstehende betriebliche Ausgaben und die Rückzahlung von Schulden zu decken. Mit anderen Worten: Er zeigt Ihnen, wie viel Geld benötigt wird, um die Lücke zwischen den Zahlungen an Lieferanten und den Zahlungen von Kunden zu finanzieren.

Berechnung des Betriebskapitalbedarfs
Die wichtigsten Komponenten der Working-Capital-Bedarfsformel sind Forderungen (gemessen durch die DSO, für Days Sales Outstanding), Vorräte (gemessen durch die DIO, für Days Inventory Outstanding) und Verbindlichkeiten (gemessen durch die DPO, für Days Payable Outstanding).

Die Berechnung des Betriebskapitalbedarfs kann über die folgende Formel erfolgen:
WCR = Vorräte + Forderungen - Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen.

Verstehen einer Änderung des Betriebskapitalbedarfs
Wenn Sie sich fragen, wie Sie den Working-Capital-Bedarf beurteilen können, sollten Sie sich zunächst seine Komponenten ansehen. Ein Anstieg des WCR kommt entweder von einer höheren Anzahl von Forderungen, einem höheren Bestand oder einer niedrigeren Anzahl von Verbindlichkeiten. Und das Gegenteil - also ein Rückgang der WCR - kommt entweder von einem niedrigeren DSO oder DIO, einem höheren DPO oder einer Kombination daraus.

Ein Anstieg der WCR bedeutet in der Regel, dass Unternehmen einen großen Teil ihrer finanziellen Ressourcen nur für den laufenden Betrieb aufwenden und daher weniger Geld für andere Ziele wie die Entwicklung neuer Produkte, geografische Expansion, Akquisitionen, Modernisierung oder Schuldenabbau zur Verfügung haben. Je höher Ihr Working-Capital-Bedarf ist, desto mehr Einschränkungen haben Sie bei zukunftsorientierten Investitionen. Beobachten Sie also jede Veränderung des Working-Capital-Bedarfs genau!

Die Working-Capital-Quote: eine weitere wichtige Kennzahl
Eine weitere Kennzahl, die zeigt, inwieweit Ihr Unternehmen in der Lage ist, seine kurzfristigen Verbindlichkeiten mit seinem Umlaufvermögen zu bezahlen, ist die Working-Capital-Quote. Die Working-Capital-Quote ist jedoch keine harte Zahl wie der Working-Capital-Bedarf, sondern eine Prozentzahl, die das relative Verhältnis zwischen dem Umlaufvermögen Ihres Unternehmens und den kurzfristigen Verbindlichkeiten angibt.
Als eine gute Working-Capital-Quote gilt 1,5 zu 2 – das deutet darauf hin, dass ein Unternehmen in Bezug auf seine Liquidität auf einem soliden finanziellen Fundament steht. Ein Wert unter 1 gilt als negative Working-Capital-Quote und deutet auf mögliche zukünftige Liquiditätsprobleme hin. Eine Ausnahme bildet das negative Working Capital bei Unternehmen, die sehr schnell Bargeld generieren und Produkte an ihre Kunden verkaufen können, bevor sie ihre Lieferanten bezahlen.

So warnt auch Philippe Vammale, Head of Risk Underwriting bei Allianz Trade Frankreich: "Obwohl das Working Capital eine wichtige Kennzahl ist, verbessern immer mehr Unternehmen ihr Working Capital und damit ihre Cash-Position, indem sie Finanzierungen in Form von Factoring und Reverse Factoring nutzen. Angesichts dieser Finanztechniken erfordert die Working-Capital-Analyse mehr Aufmerksamkeit und Strenge, wie kürzlich der Konkurs des Spezialfinanzierers Greensill Capital gezeigt hat."

Was zehrt an Ihrem Betriebskapital?  
Die größte Belastung für Ihren Betriebskapitalbedarf sind Zahlungsverzögerungen, gemessen am DPO. Verspätete Zahlungen können viele Unternehmen dazu zwingen, ihr Betriebskapital in Anspruch zu nehmen, um ihre Rechnungen zu bezahlen, und in der Tat sind Zahlungsverzögerungen die Hauptursache für Insolvenzen.

"Cash ist King; der Cashflow ist und bleibt die Kriegssehne", sagt Philippe. "25 % der Unternehmensinsolvenzen sind das Ergebnis von Zahlungsausfällen. Es ist daher unerlässlich, dass Unternehmen ihren Cashflow genau managen."

Überwachen Sie z. B. die Zahlungen Ihrer Kunden, indem Sie um eine Bestätigung der gesendeten Rechnungen bitten und mit Mahnungen nachfassen, wenn die Zahlungsbedingungen nicht eingehalten wurden. Seien Sie jedoch flexibel, bevor Sie kostspielige rechtliche Schritte einleiten, und pflegen Sie gute Kundenbeziehungen.

Künftiges Geschäftswachstum sichern
Bevor Sie einen Investitionsschritt wagen, sollten Sie einen Experten für Handel und Risikoanalyse hinzuziehen, der Ihnen hilft, das Gleichgewicht zwischen zu aggressivem Handeln aufgrund von FOMO („Fear of Missing Out“ oder der Angst, etwas zu verpassen) und zu konservativem Handeln mit dem Risiko, von der Konkurrenz überholt zu werden, zu finden. Ein kompetenter Warenkreditversicherer kann Sie zum Beispiel beraten und Ihnen helfen, besser informierte Entscheidungen zu treffen.

Das Verständnis für eine Veränderung des Betriebskapitalbedarfs verschafft Ihrem Unternehmen einen gewissen Spielraum und hilft Ihnen, eine vorausschauende Perspektive zu entwickeln und zukünftiges Wachstum zu sichern.

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