Allianz Trade Studie: Deutsche Industrie verliert gegenüber China an Boden – auch in Schlüsselindustrien

  • Handel im Wandel: Handelsbeziehungen verändern sich zunehmend von komplementärer Partnerschaft zu Substitution
  • Deutschland verliert auch in Schlüsselsektoren und im „Hometurf“ Europa zunehmend an Boden; steigende kritische Abhängigkeit von chinesischen Importen
  • Nicht alles Gold, was glänzt: Direktinvestitionen deutscher Firmen in China mit geringer Rendite
  • It takes two to Tango: Verlässliche Rahmenbedingungen notwendig – aber Unternehmen sollten aktiv den Wandel gestalten und jetzt investieren

Hamburg, 11. April 2024 – Der deutsche „Exportweltmeistertitel“ ist längst passé: China hat bei den Ausfuhren schon vor mehr als einer Dekade Deutschland den Rang abgelaufen und baut diese Vormachtstellung immer weiter aus. Nun aber könnten die historischen Handelsbeziehungen zunehmend auf der Kippe stehen, denn die deutsche Industrie verliert auch in immer mehr Schlüsselsektor gegenüber China an Boden. Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste Studie des weltweit führenden Kreditversicherers Allianz Trade.

„China punktet längst nicht mehr nur mit billiger Massenware oder Vorprodukten, sondern hat die heimischen Industrien im Laufe der Jahre sukzessive hin zu einer wesentlich höheren Wertschöpfung verschoben“, sagt Dr. Jasmin Gröschl, Senior Volkswirtin von Allianz Trade. „Die deutschen Unternehmen verlieren im Vergleich deutlich an Boden – zunehmend auch in den deutschen Schlüsselindustrien, die Jahre lang als Hochburg für ‚made in Germany‘ galten. Das bedeutet auch: Die Handelsbeziehungen sind nicht mehr komplementär. Im Gegenteil: In vielen Branchen ersetzen chinesische Produkte die deutschen – und gleichzeitig steigt die kritische Abhängigkeit Deutschlands von chinesischen Importen.“

Bye bye, „Hometurf“: China gewinnt auch in Europa deutlich Marktanteile
Chinas globale Exportanteile in Schlüsselsektoren wie Maschinen, Chemikalien und Elektrogeräte haben Deutschland überholt, während die kritische Abhängigkeit Deutschlands von chinesischen Importen von 6 % im Jahr 2004 auf 22 % im Jahr 2022 erheblich gestiegen ist.

„Der zunehmende Wettbewerb spielt sich dabei nicht nur in Schwellenländern ab“, sagt Gröschl. „Auch in Europa, dem klassischen ‚Hometurf‘ der deutschen Firmen gewinnen die chinesischen Unternehmen zunehmend an Marktanteilen: Innerhalb der Europäischen Union (EU) haben in den letzten zehn Jahren 10 von 11 Sektoren des deutschen verarbeitenden Gewerbes einen Rückgang des Exportmarktanteils verzeichnet.“

Nicht alles Gold, was glänzt in China: Direktinvestitionen in China erzielen nur geringe Rendite
Schrumpfende Umsätze und Marktanteile drücken auf die Gewinne der in China tätigen deutschen Unternehmen. Auch wenn einige deutsche Unternehmen den chinesischen Markt sauer aufgestoßen haben, bleibt er weiterhin ein attraktives Ziel für Investitionen großer Unternehmen. Aber: Trotz einer Verfünffachung der deutschen Direktinvestitionen in China von 2010 bis 2022 haben die Unternehmen einen Umsatzrückgang von -6,2 Mrd. EUR und eine geringere Investitionsrendite von -24,8 Mrd. EUR im Jahr 2022 zu verzeichnen. 

„Auch in China nicht alles Gold, was glänzt“, sagt Gröschl. „Deutsche Unternehmen verzeichnen auf ihre Direktinvestitionen Umsatzrückgänge und geringe Investitionsrenditen. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, reinvestieren die Unternehmen ihre Gewinne in China. Gleichzeitig müssen sie sich aber auch den Herausforderungen im Heimatmarkt stellen, die teilweise zu einem Abbau von Arbeitsplätzen führt.“

Seitens der Unternehmen sind Forderungen nach Schutzmaßnahmen auf EU-Ebene eine Folge dessen. In diesem Zusammenhang würden politische Maßnahmen zur Verringerung der Regulierungs- und Steuerlast im Inland und zur Beseitigung von Innovationshemmnissen viel dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit auf der globalen Bühne wiederzuerlangen.

It takes two to Tango: Sowohl Rahmenbedingungen als auch Investitionen notwendig
„Der Wind bläst den deutschen Unternehmen gerade kräftig ins Gesicht“, sagt Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Unbestritten hat die hiesige Wirtschaft schon rosigere Zeiten gesehen. Es gibt viele Hausaufgaben. Dazu gehören verlässliche, planbare und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen. Aber: It takes two to Tango. Unternehmen sollten gerade jetzt aktiv die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen. Insbesondere Investitionen in grüne Energiegewinnung und in Forschung und Entwicklung sind jetzt das A und O für das Wiedererstarken von ‚Made in Germany‘. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die deutschen Unternehmen mit ihrer Robustheit, Finanzstärke und ihrem Unternehmergeist genau dies schaffen und dann der internationalen Konkurrenz die Stirn bieten werden – auch den chinesischen Firmen.“

Die vollständige Studie (ENG, pdf) finden Sie hier:
https://www.allianz-trade.com/content/dam/onemarketing/aztrade/allianz-trade_com/en_gl/erd/publications/pdf/2024_04_11_what_to_watch-AZT.pdf

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