Euler Hermes Studie: „Price Tag“ weltwirtschaftlicher Sommerhit 2016 – langsamstes Wachstum seit der Krise

 
 
  • „Preisloses“ Wachstum und die hohe Verschuldung in Brasilien und China verschlechtern die Weltwirtschaftsprognosen, globale Weltwirtschaft verlangsamt sich
  • Dadurch steigen weltweite Risiken und Insolvenzen um +1%
  • Die Verlierer: Exporteure, Rohstoffbranche, produzierendes Gewerbe, Sparer und Kreditoren
  • Die Gewinner: Konsumenten, Importeure und Schuldner
  • Steigende Risiken: China, Öl, Brexit, italienische Banken, Türkei und Wahlen in den USA
 
 

Hamburg, 31. August 2016 – Das Wachstum der Weltwirtschaft verlangsamt sich. Mit voraussichtlich +2,4% wächst sie so langsam wie seit der Weltwirtschaftskrise nicht mehr. Auch 2017 bleibt der Zuwachs mit +2,7% verhalten. Zu diesem Ergebnis kommt Weltmarktführer Euler Hermes in seiner aktuellen Studie „The price of growth“. Die niedrigen Preise drücken auf das nominale Wachstum, Unternehmensumsätze und den Handel – im In- und Ausland. Zwar wächst das Volumen des Welthandels 2016 voraussichtlich um +2,2%, der Wert der gehandelten Waren liegt jedoch nach Ansicht des Kreditversicherers rund 2% unter dem Vorjahreswert.


Exporteure und der Rohstoffsektor stehen dadurch unter Druck – das zeigen auch die jüngsten Exportzahlen des Statistischen Bundesamts. Das produzierende Gewerbe, Sparer, Geldgeber und Kreditoren leiden ebenfalls sehr unter den tiefen Preisen, während die Konsumenten, Importeure und Schuldner aus dem aktuellen Niedrigzins- und Tiefpreisniveau als Gewinner hervorgehen. Im Gegenzug sorgt das „preislose“ Wachstum 2016 und 2017 jedoch erstmals seit der Weltwirtschaftskrise für einen Anstieg der globalen Insolvenzen um voraussichtlich jeweils 1%.




It’s all about the money: Wirtschaft kennt derzeit keine Preisschilder
„Jessie Js Song ‚Price Tag‘ ist für mich der bezeichnende wirtschaftliche Sommerhit 2016 – denn, wie sie so schön singt, ‚It’s all about the money‘“, sagt Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Euler Hermes Gruppe. „Preisschilder fehlen in der aktuellen Weltwirtschaft derzeit ganz einfach. Preisloses Wachstum beeinträchtigt Entscheidungen, Anreize und Erwartungen weltweit. In eher unsicheren Zeiten flüchten Anleger in sichere Anlagen und sowohl Unternehmen als auch Verbraucher horten ihr Geld. Trotz niedriger Preise und günstiger Kapitalkosten investieren sie vielerorts nicht. Das stellt die Weltwirtschaft vor viele Probleme – der erstmalige Wiederanstieg von Insolvenzen ist eines davon.“


Die Unsicherheit und die daraus resultierende Zurückhaltung dürfte nach Ansicht von Euler Hermes auch noch anhalten, denn steigende Risiken – oder die stärkere Wahrnehmung dieser – setzen sich im Jahresverlauf fort.


3 Schocks plus X: China, Öl, Brexit, italienische Banken, Türkei und Wahlen in den USA
„Drei Schocks haben die Weltwirtschaft zuletzt geprägt: Die Angst vor einer harten Landung in China, die sinkenden Ölpreise nach der Entscheidung der OPEC, ihren Marktanteil zu halten, und die erste Runde der Brexit-Folgen“, sagte Subran. „Diese werden uns auch weiterhin begleiten. Hinzu kommen neue Risiken, die nah genug sind, um unserer Wirtschaft Sorgenfalten zu bereiten: die Schwierigkeiten des italienischen Bankensektors zum Beispiel, die aktuelle Situation in der Türkei nach dem versuchten Putsch sowie Sicherheitsrisiken oder auch die anstehenden Wahlen in den USA und möglicherweise damit verbundenen Fehlentscheidungen.“


Für den erwarteten Insolvenzanstieg sieht Subran zudem zwei Hauptgründe:


„Zum einen spielen die hohe Verschuldung der Unternehmen und des Staats in einigen Ländern hier eine zentrale Rolle und die Schwierigkeiten dieser Länder, die Schulden abzubauen. Insbesondere China und Brasilien haben damit zu kämpfen – und in der Folge alle Exporteure, die mit diesen Nationen viel Handel betreiben. Aber auch viele andere Länder leiden noch immer unter dem Währungs- und Vermögensschock aus dem vergangenen Jahr. Die nationale Währung hat in vielen Ländern gegenüber dem US-Dollar stark abgewertet. Das trifft die Staatshaushalte und die Wirtschaft trotz einer leichten Erholung immer noch hart. Der zweite Hauptgrund ist, dass die Rohstoffbranche und diejenigen Länder, in denen die Rohstoffbranche stark vertreten ist, weiterhin ein hohes Ausfallrisiko bergen.“




Der Euler Hermes Volkswirt hat – ganz im Sinne von „Price Tag“ – eine aktuelle Weltwirtschafts-Playliste aufgestellt:


Euler Hermes Top 10 Playlist für die Wirtschaft im Sommer 2016


#1 David Bowie & Queen: Under pressure
...weil Preise und Umsätze in der heutigen Weltwirtschaft unter Druck stehen.


#2 Nancy Sinatra: These boo(s)ts are made for walkin'
...weil niedrige Preise weiterhin den Konsum in Europa und in den USA anheizen.


#3 Beach Boys: Good vibrations
...weil niedrige Zinsen (und günstiges Baumaterial) letztlich eine Erholung des Bausektors in Europa und in den USA bewirken.


#4 Dire Straits: Money for nothing
...weil Negativzinsen dank anpassungsfähiger Zentralbanken in immer mehr Ländern zur Norm geworden sind.


#5 Guns 'n' Roses: Knocking on heaven's door
...weil Anleihen in Höhe von 12 Billionen USD mit negativen Renditen platziert sind.


#6 Sniff in the Tears: Driver's Seat
...weil China und die US-Zentralbank die Rohstoffpreise sowie die weltweiten Zinssätze antreiben.


#7 I Monster: The backseat of my car
...weil die meisten Schwellenländer sogenannte „Price Takers“ sind, als Preisnehmer oder Mengenanpasser, die den Preis nicht selbst diktieren oder bestimmen.


#8 50 Cent: Get rich or die trying
...weil Rohstoff-Exporteure in den vergangenen Jahren reicher geworden sind, jetzt aber unter deutlichen Einbußen beim Output und Wohlstand leiden (und Gefahr laufen, wirtschaftspolitische Fehler zu begehen).


#9 Rod Stewart: Da ya think I'm sexy
...weil Schwellenländer, die ihre Wirtschaft früher zurück ins Gleichgewicht gebracht haben als andere, nun wieder Kapitalzuflüsse verzeichnen.


#10 Antares: Ride on a meteorite
...weil die Verschuldung von Unternehmen in einigen Ländern hoch und besorgniserregend ist, insbesondere in China.

 
 
> Die vollständige Euler Hermes Studie „The Price of Growth“ (Englisch)
 
 
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