• Wachstumsprognose für deutsche Baubranche: 3,5% im Jahr 2014; 5,3% in 2015
  • Mietpreisbremse könnte Zuwachs jedoch wie in Frankreich abschwächen
  • Insolvenzprognose: -3% im Jahr 2014 und -5% in 2015
  • Gewinnmargen für Bauunternehmen bleiben mit rund 6% für 2014/15 gering; Hauptursache sind hohe Material- und Energiekosten
  • Risiko der Zahlungsausfälle weiterhin hoch; Baubranche verzeichnet mit 4.131 Fällen die zweitmeisten Insolvenzen in Deutschland

Hamburg, 26. August 2014 – Für die deutsche Baubranche geht es zunehmend aufwärts. Zwar verzeichnete das Gewerbe mit 4.131 Fällen im vergangenen Jahr nach dem Handel inklusive Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen mit rund 4.800 Fällen die zweitmeisten Insolvenzen in Deutschland. Der Trend ist jedoch rückläufig. Die Wachstumsaussichten sind ebenfalls gut. Zu diesem Schluss kommt die jüngste Studie des führenden Kreditversicherers Euler Hermes. Die Ökonomen prognostizieren für die
deutsche Baubranche im Jahr 2014 einen Zuwachs von +3,5% auf einen Gesamtumsatz von € 285 Milliarden und für 2015 sogar ein Plus von 5,3%.

Betongold statt Kapitalmarkt: Immobilien als attraktive Investition bei den Deutschen
„Das Baugewerbe in Deutschland boomt – entgegen dem allgemeinen Trend in Europa“, sagte Ludovic Subran, Chefökonom der Euler Hermes Gruppe. „Das Wachstum resultiert dabei fast ausschließlich aus dem Segment der privaten ‚Häuslebauer‘. Öffentliche Investitionen hinken derweil stark hinterher. Gründe für die starke Nachfrage sind neben der positiven gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in der Bundesrepublik, Zinsen auf einem Rekordtief, niedrige Anforderungen an Eigenkapital bei der Finanzierung, eine geringe Arbeitslosigkeit, eine höhere Kaufkraft der Deutschen durch steigende Löhne sowie eine stärkere Zuwanderung. Diese Faktoren machen Immobilien zu einer attraktiven Investition – zumal die Deutschen derzeit verstärkt in Betongold als in als riskant geltende Aktien investieren.“

Weiterhin hohes Ausfallrisiko trotz verbesserter Zahlungsmoral, rückläufigen Insolvenzen
Den Bauunternehmen machen jedoch die steigenden Material- und Energiepreise zu schaffen, die zu relativ geringen Gewinnmargen von rund 6% führen. Die Forderungslaufzeit in der Baubranche ist zwar rückläufig, lag im Jahr 2012 aber dennoch 16 Tage über dem branchenübergreifenden Schnitt von 20 Tagen in Deutschland.

„Die Zahlungsmoral in der Baubranche verbessert sich zunehmend, das Risiko eines Ausfalls bleibt dennoch hoch“, sagte Thomas Krings, Risikovorstand bei Euler Hermes. „Wir rechnen 2014 mit 3% weniger Insolvenzen und einem weiteren Rückgang von 5% im kommenden Jahr. Die absolute Zahl im Baugewerbe ist mit mehr als 4.000 Fällen jedoch weiterhin die zweithöchste in Deutschland. Die Branche verbessert sich aber sukzessive und rangiert mit einem Rückgang von -23% seit dem Krisenjahr 2009 auch hier auf Platz 2. Nur die Landwirtschaft verzeichnete mit -24% bei den Insolvenzen eine noch stärkere Erholung.“

Wachstumsrisiken: Immobilienblase, Mietpreisbremse und geringe öffentliche Investitionen
Das größte Risiko für das künftige Wachstum der deutschen Bauindustrie ist neben einer Immobilienblase die von der Koalition diskutierte Mietpreisbremse. In Frankreich hat letztere zu einem erheblichen Einbruch in der Bauwirtschaft geführt: Im 2. Quartal 2014 lag die Zahl der neuen Bauprojekte in Frankreich 19% unter dem Vorjahresniveau; auch bei den Baugenehmigungen verzeichneten die Franzosen mit - 13% einen deutlichen Rückgang.

„In den deutschen Metropolen wie Berlin, München, Hamburg oder Frankfurt haben Immobilienpreise in den letzten drei Jahren um mehr als 6% angezogen – das verfügbare Einkommen hingegen lediglich um gute 2%“, sagte Krings. „Wir sehen derzeit zwar keine Immobilienblase, diese Kluft stellt jedoch ein Risiko für das Wachstum dar. Auch die von der Politik diskutierte Mietpreisbremse könnte zu einer Abschwächung des Booms führen. Niedrigere Mieten bedeuten automatisch sinkenden Profit für Investoren und damit einen geringeren Anreiz. Gerade in den Metropolregionen brauchen wir allerdings den privaten
Neubau, um einen stärkeren Wohnungsnotstand zu vermeiden. Dass sich dies auf das Wachstum insgesamt negativ auswirken kann, haben wir zuletzt in Frankreich gesehen.“


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